Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2020 |
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Antragsteller*in: | Kreivsorstand / Steuerungsgruppe (dort beschlossen am: 13.05.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.06.2020, 16:24 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A6NEU8: 6. Leben und Lernen in Bielefeld
Text
6. Leben und Lernen in Bielefeld
Unsere Vision
Bielefeld wird eine Stadt zum Lernen und Leben für alle. Wir lassen kein Kind
zurück; alle Menschen, die in Bielefeld leben, können sich niedrigschwellig
einbringen. Demokratisch und gemeinsam gestalten wir so unsere Stadt. Kitas und
Schulen richten sich an den Bedürfnissen der Kinder aus und ermöglichen gleiche
Bildungschancen. Bielefeld ist eine Stadt zum Lernen auch außerhalb der
klassischen Bildungseinrichtungen und für Menschen jeden Alters. Wir wollen,
dass Kultur und Sport ein vielfältiges Angebot bieten und bauen Hürden ab. Alle
können so aktiv mitmischen! Die Digitalisierung ist ein wichtiger Baustein. Mit
ihr vereinfachen und verbessern wir viele Prozesse in Schule und Arbeit, im
Privaten und in der Stadtgesellschaft. Bielefeld ist auf dem besten Weg zur
Smart City. Natürlich hat Datensicherheit hierbei Priorität, mit uns werden die
Bielefelder*innen nicht „gläsern“.
Gute Bildung für alle
Was wir wollen
Jedes Kind soll gute, liebevolle und individuelle Bildung erfahren. Inklusiv und
chancengerecht. In der Kita, der Schule, der Berufsschule oder der Uni. Dabei
geht es uns nicht nur ums Lernen. Kultur, Sport, Begegnung, Freundschaft,
Geborgenheit, Auseinandersetzung - all dies gehört für uns zu Schule und Kita.
Und in diesem Sinne gestalten wir die Bielefelder Bildungslandschaft.
Dafür wollen wir die Ausgaben für Schulen im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten
zielgenau einsetzen. Die (finanzielle) Förderung kommt in den Schulen und Kitas
an, wo es Kinder und Jugendliche brauchen. Besonders unterstützen wollen wir
etwa gebundenen Ganztag und all jene, die Inklusion gestalten und auf
Gemeinschaft setzen anstatt auf Ausgrenzung.
Wir wollen, dass Kitas und Grundschulen im jeweiligen Quartier fest verankert
und gut mit qualifiziertem Personal und Sachmitteln ausgestattet sind. So
schaffen wir bedarfsgerechte Angebote.
Umwelt- und Demokratiebildung liegen uns am Herzen. Wir wollen Kinder und
Jugendliche stärken in ihrem Umweltbewusstsein und ihrer Mitbestimmung. Ihre
Stimme muss Gehör finden, sie sollen von klein auf Demokratie als
schützenswertes Gut erleben. Handlungsleitend sind für uns die Globalen Ziele
für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals (SDG)).
Wir wissen: Bildung findet nicht nur in den klassischen Bildungseinrichtungen
wie Kita und Schule statt. Deshalb unterstützen wir eine bunte Bielefelder
Bildungslandschaft nach Kräften.
Was jetzt wichtig ist
- Qualität von Kinderbetreuung wird großgeschrieben! Dazu gehört auch die
frühkindliche Bildung. Die Stadt unterstützt Kitas, die vor allem Kinder
mit schwierigen Startbedingungen aufnehmen, mit Förderprogrammen.
- Gute Schule für alle! Wir entwickeln einen Leitfaden zur „guten und
gesunden Schule in Bielefeld“. So wollen wir Standards schaffen, anhand
derer sich die Förderung innerhalb der Bildungslandschaft entscheidet.
Besonders unterstützen wollen wir Schulen, die alle Schüler*innen zu ihrem
besten Abschluss führen (integrierte Systeme mit gemeinsamem Lernen) und
im gebundenen Ganztag arbeiten. Kein Kind sollte in seinen Möglichkeiten
beschränkt werden.
- Wir finden uns nicht damit ab, dass bei vielen Kindern schon mit der
Geburt der Lebensweg vorbestimmt ist. Inklusion muss der Regelfall werden!
Wir wollen, dass schulscharfe Daten erhoben werden. Anhand dieser stellen
wir den Bedarf der einzelnen Schule an Raum und Personal fest. Wir fördern
den Austausch der Pädagog*innen zur inklusiven Bildung. Dafür wollen wir
etwa Förderschulen zu „Förderzentren“ entwickeln, die mit ihrem Know-how
die Schulen des gemeinsamen Lernens unterstützen.
- Wir streben den gebundenen Ganztag an. Kinder müssen so nicht mehr
zwischen der Schule am Vormittag und einer Nachmittagsbetreuung durch
wieder andere Kontaktpersonen wechseln. Die Schulen werden so als
Lebensorte gestärkt, die auch Freizeitangebote umfassen.
- Starke, vielfältige Schule im Quartier! Wir wollen die
Schuleinzugsbereiche für die Grundschulen wieder einführen und so
zuschneiden, dass Schulen eine vielfältige Schüler*innenschaft erhalten.
Dadurch soll mehr Bildungsgerechtigkeit in ganz Bielefeld entstehen.
(Grund-)Schulen und Quartiere rücken so näher zusammen: Übergänge zwischen
Bildungseinrichtungen werden erleichtert und Schulen zu lebendigen
Begegnungsorten. Angebote für Freizeit, Kultur, Förderung und Therapie
finden in der Schule statt.
- Wir wollen mehr Schulen des gemeinsamen Lernens. Dies gelingt durch
multiprofessionelle Teams aus Lehrer*innen, Erzieher*innen,
Sozialpädagog*innen und anderen. Dazu braucht es Qualifizierung, gute
Ausstattung und Arbeitsbedingungen sowie Zeit und Raum für den Austausch
zwischen den Professionen. Orientiert an den guten Beispielen anderer
Kommunen entwickeln wir passgenaue Konzepte.
- Um Integration zu fördern, erweitern wir die schulischen
Integrationshilfen. Projekte zur Integration wollen wir erhalten und
ausbauen. Sprachunterricht und Begegnung müssen auch in den Ferien
stattfinden. Es gilt, die Ferienspiele für die Teilnahme von Kindern mit
nicht deutscher Muttersprache attraktiv zu machen.
- Platz für Bewegung! Wir wollen offene Schulen und werden deshalb
eingezäunte Schulhöfe in Absprache mit den Schulen wieder öffnen.
- Die Eckpunkte für die Digitalstrategie an Bielefelder Schulen sind
beschlossen. Wir sorgen dafür, dass digitales Lernen und Unterrichten in
der Schule und in Corona-Zeiten auch zu Hause für alle Schüler*innen und
Lehrer*innen möglich ist.
- Jede Stimme hören! Eltern und Kinder wollen wir in Kitas und Schulen
besser beteiligen.
- Frisches auf den Teller! Das Essen an Kitas und an Schulen soll nach den
Empfehlungen des Ernährungsrates zubereitet werden. Die frischen Zutaten
stammen bevorzugt aus der Region. Wir wollen die Schulen dazu auffordern
und sie dabei unterstützen, jeden Tag mindestens ein vegetarisches Gericht
anzubieten.
- Wir schaffen Erlebnisräume im Grünen, die Kitas und Schulen nutzen können.
- Umweltbildung und Umweltschutz sollen an Bielefelder Kitas und Schulen
einen höheren Stellenwert erhalten. Wir fördern die Zusammenarbeit mit der
WissensWerkStadt, dem Naturkundemuseum, mit naturpädagogischen Zentren und
dem Schulbauernhof.
Was wir als Erstes angehen
- Das Programm Lesepatenschaften an Kitas und Grundschulen wird von der
Stadt weiter unterstützt und offensiv beworben.
- Um Kinder bereits im Grundschulalter an das regelmäßige Lesen
heranzuführen, schenkt die Stadt jedem Kind zur Einschulung einen
Bibliotheksausweis.
- Die Mittel des Bundes und Landes zur besseren digitalen Ausstattung von
Schulen werden wir in Bielefeld möglichst schnell umsetzen.
- Die Stadt schafft E-Lastenräder für bis zu sechs Kinder an, die Kitas sich
ausleihen können.
Vielfältige Kultur für alle
Was wir wollen
Kultur schafft Identifikation, Offenheit, Toleranz und Kreativität. Sie macht
unsere Stadt bunter, schöner und lebenswerter. Alle sind eingeladen, Kultur
nicht nur zu erleben, sondern auch aktiv selbst zu schaffen. Kulturelle Bildung
stärkt die Fähigkeiten der*des Einzelnen, die Perspektive zu wechseln, andere zu
verstehen, Probleme gemeinsam zu lösen. Unsere facettenreiche Kulturlandschaft
prägt wesentlich die Attraktivität der Stadt. Wir GRÜNEN wollen die kulturelle
Vielfalt stärken und ausbauen!
Was jetzt wichtig ist
- Wir fördern verstärkt Kulturschaffende.
- Kultur ohne Barrieren! Wir unterstützen Initiativen, die Hürden durch
körperliche Beeinträchtigungen oder fehlende Sprachkenntnisse abbauen und
Teilhabe ermöglichen. Die barrierefreie Kultur werden wir weiterentwickeln
und die Angebote bekannter machen.
- Das Kulturamt wollen wir zum Dienstleister und Partner für die freie
Kultur umbauen. Die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarungen mit
Akteur*innen der freien Szene werden ausgebaut und für weitere
Kulturschaffende geöffnet.
- Kultur nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch von ihnen! Wir
fördern eine emanzipatorische Jugendkultur. Wir unterstützen Kinder und
Jugendliche dabei, ihre Interessen, Initiativen und innovative Formate
umzusetzen. Gute Beispiele sind das Festival „Bergnoize“ oder die legalen
Flächen für Sprayer unter dem Ostwestfalendamm.
- Bielefeld braucht ein Kulturhaus, um kreativen, jungen Künstler*innen eine
Perspektive zu bieten. Es bereichert das kulturelle Angebot für alle
Bielefelder*innen (zum Beispiel durch eine kommunale Galerie). Deshalb
werden wir das „Ostblock – Kulturhaus Bielefeld e. V.“ langfristig
finanziell absichern.
- Kunst überall! Wir fördern Kunst und Kultur im öffentlichen Raum.
Kulturschaffende, ob städtische Kultureinrichtung oder aus der freien
Szene, sollen unterstützt werden, wenn sie kulturelle Veranstaltungen im
öffentlichen Raum oder auch dezentral in den Quartieren anbieten wollen.
Was wir als Erstes angehen:
- Komm rein, mach mit! Wir führen freien Eintritt für Jugendliche bis 18
Jahren in allen städtischen Museen ein. Schulklassen können kostenfrei die
städtischen Theater besuchen.Wir werden die finanzielle Voraussetzungen
dafür schaffen vermehrt Kulturveranstaltungen für Kinder und Jugendliche
kostenfrei anzubieten.
- Wir machen Ermäßigungen für Menschen mit geringem Einkommen besser bekannt
und senken soziale Barrieren.
- Wir wollen in den Stadtteilen Graffiti-Wände für die Sprayer-Szene und für
Jugendprojekte im Bereich „Street-Art“ zur Verfügung stellen.
- Wir starten ein Modellprojekt mit flexiblen Eintrittspreisen in städtische
Museen. Dabei entscheiden Besucher*innen, wie viel Eintritt sie zahlen,
nachdem sie das Museum besucht haben.
Sport und Bewegung für alle
Was wir wollen
Bewegung, Spiel und Sport gehören zum Leben dazu, sie verbinden die
Bielefelder*innen. Gemeinschaft, Zusammenhalt, Fairness und verantwortungsvolles
Umweltverhalten werden hier erlebbar. Deswegen werden wir öffentliche Sport- und
Bewegungsmöglichkeiten gezielt unterstützen!
Was jetzt wichtig ist
- Wir fördern vereinsunabhängigen Sport. Dafür bauen wir bestehende Projekte
wie „Sport im Park“ aus und prüfen ein offenes, wöchentliches Sportangebot
(„Open Sunday)“ für Erwachsene.
- Wir vernetzen Schulen und Sportvereine besser.
- Wir setzen uns für Integration und Vielfalt in der Vereinen ein. Dazu
erarbeiten wir ein Konzept mit der Netzwerkstelle „Integration und
Teilhabe“ bei der Sportjugend Bielefeld.
- Wir werden dafür sorgen, dass die Fördermittel des Landessportbundes NRW
für seine Stützpunktvereine „Integration durch Sport“ unbürokratischer
vergeben werden.
- Städtische Sportflächen sollen wieder allen zugänglich sein: Kinder und
Jugendliche brauchen Bewegungsräume, keine Zäune!
- Natur statt Kunstrasen: Wir wollen wieder Naturrasen- und Ascheplätze,
denn Kunstrasen schadet der Umwelt!
- Gewalt und Sport schließen sich aus! Wir entwickeln und unterstützen
Projekte zur Gewaltprävention im Sport.
- Wir wollen durch Befragungen herausfinden, wo Angebote, zum Beispiel für
ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und für Menschen verschiedener
Geschlechter, fehlen. Wir helfen, diese Angebote zu schaffen.
- Vereine werden wir dabei unterstützen, Schutzkonzepte und
Selbstbehauptungstrainings für Kinder und Jugendliche bei Gefährdung,
Belästigung und Gewalt einzurichten und Ansprechpersonen zu benennen.
- Vielfalt in Vereinen ist ein wichtiger Schritt für mehr
Gleichberechtigung. Wir fördern Trainerinnen, Gruppenleiterinnen und
Frauen in Vorstandsposten.
Was wir als Erstes angehen
- Einfach erfahren, was geht! Wir entwickeln die städtische Sportdatenbank
zu einer „BewegungsApp” weiter. Sie informiert über öffentliche Sport-,
Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt. Sie erleichtert das Finden
von Tischtennisplatten, Basketballkörben oder Laufstrecken und
Sportpartner*innen.
Digitalisierung sicher und schnell
Was wir erreichen möchten:
Die Corona-Krise hat uns die Bedeutung und Möglichkeiten digitaler Medien
aufgezeigt. Es ist gut, dass die Vorteile von Homeoffice genutzt und Telefon-
und Videokonferenzen zur Kommunikation eingesetzt werden können. Die
Digitalisierung wird unsere Stadtgesellschaft weiter verändern. Wir werden
Bielefeld zum Vorbild einer Smart City und zur Hauptstadt des Datenschutzes
entwickeln. Digitalisierung hilft dabei, die Teilhabe der Bürger*innen zu
verbessern und die Qualität der städtischen Dienstleistungen weiter zu erhöhen.
Wir wollen zuerst Schulen und Bildungseinrichtungen mit digitalen Medien
ausstatten. Digitale Bildung ist notwendig zum mündigen Umgang mit digitalen
Technologien. Wir wollen die Digitalisierung nutzen, um nachhaltiger,
ressourcensparender zu wirtschaften. Digitalisierung ist kein Selbstzweck: Sie
muss höchsten Datenschutzansprüchen gerecht werden, so wenig Daten wie nötig
erheben und einen angemessenen Energieverbrauch haben.
Was jetzt wichtig ist
- Auf ins 21. Jahrhundert! Ein moderner Breitbandanschluss gehört für uns
GRÜNE zur Daseinsfürsorge. Bei neuen Baugebieten sind Glasfaseranschlüsse
verbindlich vorzusehen.
- Der Anschluss bestehender Wohngebiete an das Glasfasernetz soll
fortgesetzt und intensiviert werden. Hier sehen wir insbesondere die
städtische Tochter BiTEL in der Verantwortung.
- Auch Schulen werden wir schnellstmöglich an das Glasfasernetz anschließen.
Durch die Umsetzung der Digitalstrategie stellen wir eine kontinuierliche
Ausstattung der Klassenräume mit adäquaten Endgeräten sicher.
- Das kostenfreie städtische WLAN Bi.free wollen wir flächendeckend
ausbauen, auch im ÖPNV und in den Außenbezirken.
- Wir wollen erreichen, dass das kommunale Rechenzentrum von Stadt und
Stadtwerken so energieeffizient wie möglich betrieben wird.
- Die Prinzipien „Open Data“ und „Open Government“ werden wir verstärkt in
die Praxis umsetzen: Das Open-Data-Portal der Stadt werden wir
nutzer*innenfreundlicher machen und erweitern. Wir wollen langfristig alle
städtischen Angebote, bei denen das möglich ist, in digitaler Form machen.
- Die digitale Teilhabe möchten wir durch den Ausbau barrierefreier Lernorte
für digitale Kompetenz sowie Modellprojekte, wie zum Beispiel
Bürger*innen-Labs und Makerspaces,erreichen.
Was wir als Erstes angehen
- Wir werden einen Digitalbeirat einrichten, der die Stadt bei der
Einführung digitaler Angebote und beim Datenschutz sowie der IT-Sicherheit
unterstützt
- Teilhabe erleichtern! Wir werden Bürger*innen-Informationsveranstaltungen
durch den Einsatz digitaler Technologien (Videokonferenzen, Webinare,
Onlinechats) ergänzen.
- Wir fördern die Einrichtung einer digitale Bürger*innensprechstunde.
- Bürger*innen sollen über ihre Daten selbst bestimmen. Wir werden alle
bestehenden digitalen Projekte überprüfen, inwieweit sie dem „Privacy-by-
Default“-Konzept gerecht werden und gemäß datenschutzrechtlicher
Anforderungen verbessern. Die Verwendung externer Tracker und
Verknüpfungen zu sozialen Netzen von städtischen Seiten darf nur nach
Bestätigung des Besuchenden erfolgen.
- Mehr Informationen bitte! Wir werden eine kommunale Transparenzsatzung
einführen, die die Stadt verpflichtet, alle wesentlichen Informationen
online zu stellen. Die öffentlichen Sitzungen des Rates und der Ausschüsse
wollen wir per Livestream übertragen.
- Die Bielefeld-App werden wir zu einer umfassenden Bielefelder
Bürger*innen-App ausbauen.
- Wir wollen eine digitale Bezahlkarte für alle städtischen Angebote
einführen.